Über ein Jahr Pandemie. Wie geht es euch?
Uns geht’s wie vielen anderen auch: Eine gewisse Lockdown-Müdigkeit, die sich als echter Energieräuber herausstellt, macht sich breit. Das Thema „Corona“ ist ein täglicher Begleiter, dem man sich nicht entziehen kann und in unserem Fall auch nicht darf. Wir sind sicher etwas überarbeitet und haben uns das feste Ziel gesetzt, die 60-Plus-Stundenwoche auf eine 40 bis 50-Stundenwoche mit spätestens Juni zu reduzieren. Trotz alledem bewahren wir uns unsere gute Laune, haben Freude an der Arbeit und tun alles dafür, gesund zu bleiben.
Was bewegt dich?
Es macht schon einen Unterschied, ob ich in der Teststraße arbeite oder meinen Platz an der Tara einnehme. Ich bin inzwischen seit 18 Jahren im Dienst, seit 13 Jahren in Essling. Wir sind Ansprechpartner in vielen Lebenssituationen und begleiten unsere KundInnen jahrelang durch dick und dünn. Das macht unseren Job so besonders. Seit Plexiglas und Co. hat sich die Arbeit an der Tara stark beschleunigt und ist nicht mehr so persönlich. Im Vergleich dazu ist man in der Teststraße den Menschen näher und bekommt die Schicksale unmittelbar mit. Natürlich testen wir auch immer wieder Covid Positive, die Diagnose mitzuteilen ist nicht immer leicht. Wir haben schon alle Reaktionen erlebt, von Gleichgültigkeit und „hab ich mir eh gedacht“ bis zu totaler Verzweiflung.
Was gibt dir Kraft?
An den Wochenenden versuchen mein Mann Harald und ich, bei ausgedehnten Spaziergängen mit unserem Dalmatiner Olivia und gemütlichen Ausritten im Weinviertel Kraft zu tanken. Im ersten Lockdown habe ich meinen Sport komplett hintangestellt, das mache ich inzwischen nicht mehr. Ich brauche den Ausgleich am Wochenende, unter der Woche geht sich leider im Moment gar nichts aus.
Wie schaut euer Arbeitsalltag aus?
Seit Beginn der Pandemie hat sich unsere Arbeit sehr verändert. Zusätzlich zum normalen Ablauf liefern wir seit einem Jahr in Essling an KundInnen, die nicht selber kommen können. Weiters führen wir seit Anfang Februar Antigentests durch. Wir haben eine kleine Teststraße, in der wir Montag bis Freitag und auch immer wieder an Samstagen so viele Personen wie möglich testen. Wir haben zur Verstärkung eine weitere Apothekerin an Bord geholt, die beim Testen durch StudentInnen unterstützt wird und die auch PCR-Tests anbietet (Anmeldung über unsere Homepage). Das Testen hält uns auf Trab und bringt uns an unsere Grenzen. Wir sehen es als das, was es ist: es ist wichtig, es muss gemacht werden. Wir sind froh, dazu befugt zu sein und bieten es gerne an.
Trotz des zusätzlichen Aufwandes ist die Raphael Donner Apotheke das Wichtigste. Sie steht für mich im Vordergrund.
Seit Anfang März verteilen wir Gratis-Antigentests für Privatpersonen. Das ist auch eine Herausforderung, da wir zu Beginn zu wenige Tests erhalten haben und diese auch noch aufteilen mussten (ca. 10.000 Tests für 2.000 Personen). Wir wurden von einem Esslinger Ehepaar unterstützt, wofür ich mich auch hier nochmal aufrichtig bedanken möchte. Ohne die beiden wäre es sehr schwierig gewesen! Inzwischen hat sich die Lage sehr entspannt, wir haben ausreichend Tests im Lager.
„Ich habe das beste Team, das ich mir vorstellen kann. Wir haben bis jetzt die Pandemie gut überstanden und tun alles dafür, dass es so bleibt. “ - Elisabeth Pinter
Immer öfter sieht man dich auf einem blauen Rad durch Essling fahren. Ein neues Hobby?
Als ich eines Abends auf einer Liefertour durch Essling (wieder einmal) keinen Parkplatz fand, kam uns die Idee, ein Firmenfahrrad anzuschaffen. Da Radeln oft auch schweißtreibend ist, haben wir uns für ein E-Bike entschieden. Ich fahre gerne morgens mit dem RDA-Bike, wie wir es nennen, in die Arbeit und liefere beim Heimfahren dann innerhalb des Versorgungsgebiets der Apotheke aus. Man kann durch die Siedlung flitzen, überall stehen bleiben und ist schnell wieder auf und davon. Ich habe für mich den Radsport auf jeden Fall wiederentdeckt.
Welche weiteren Änderungen werden auf euch zukommen?
Hoffentlich nicht mehr viele und wenn, dann nur noch Verbesserungen. Die „Nicht-Planbarkeit“ hält uns ganz schön in Atem. Wir wissen nicht, was am nächsten Tag kommt. Gespannt sind wir jetzt alle, wie es mit dem neuen Gesundheitsminister weiter geht. Was wir aber gelernt haben: Wir sind flexibel, anpassungsfähig und sehr daran interessiert, das Beste aus jeder Situation zu machen. Deshalb kann kommen was wolle, wir sind bereit! Wir möchten alle einfach wieder einen Tag „normal“ arbeiten gehen und unseren KundInnen ins Gesicht sehen (ins ganze!). Unsere Arbeit ist erschwert dadurch, dass wir oft nicht erkennen können, ob der/die KundIn verstanden hat, was wir sagen, oder eben nicht. Das Arbeiten durch Plexiglas und Mundschutz ist notwendig, aber es geht sehr viel an zwischenmenschlicher Beziehung verloren, die mir persönlich sehr fehlt.
Hast du privat Pläne für die Zukunft?
Ich plane momentan gar nichts oder so gut wie gar nichts. So kann ich besser mit der Situation umgehen und bin nicht enttäuscht, wenn etwas nicht möglich ist. Aber was mein Mann und ich unbedingt machen wollen, auch wenn es noch dauern wird, ist eine längere Tour mit einem Wohnmobil. Auf jeden Fall Richtung Norden, das steht fest.
Vielen Dank für das Gespräch!
„Macht Dinge, mit denen ihr euch wohl fühlt. Es ist wichtig, gute Laune zu behalten, auch wenn es schwierig ist. Seid lebensbejahend und optimistisch, wenn ihr in die Zukunft blickt.“ -
Elisabeth Pinter
So bleiben wir gesund! - Tipps von Elisabeth Pinter:
Schauen Sie auf Ihre physische und psychische Fitness!
Versorgen Sie Ihren Körper mit Vitaminen und Mineralstoffen, die er braucht, stärken Sie Ihre Darmflora und sorgen für guten Schlaf. Weiters gilt es, die psychische Widerstandskraft zu stärken, sei es mit einem Hobby, mit Lesen, mit dem Führen eines Tagebuches oder mit Spaziergängen.
Tipps zum Energietanken
Schalten Sie digitale Medien ab, nehmen Sie Mahlzeiten bewusst ein.
Vor allem im Homeoffice: Bauen Sie regelmäßig Pausen an der frischen Luft mit etwas Bewegung ein, haben Sie Freude, neue Aktivitäten auszuprobieren und Spaß!
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